CHRISTMETTE 2017
Vielleicht ist das Ihnen auch schon einmal passiert: Sie hören oder lesen einen bestimmten Satz, einen Gedanken, und der macht Sie betroffen, nistet sich sozusagen in Ihren Gedanken und in Ihrem Inneren ein, lässt Sie nicht mehr los. Das war bei mir der Fall, als ich den Satz eines großen Theologen aus dem Mittelalter las: „Man kann über Gott nicht richtig denken, wenn man über die Welt verkehrt denkt.“
Unsere Vorstellungen über unsere Welt, über das Universum, haben sich durch die Entwicklungen der Wissenschaft unvorstellbar stark geändert. Unsere Erde ist nicht der Mittelpunkt der Welt. Sie befindet sich nur am Rande einer Galaxie, Milchstraße genannt, die aus Milliarden von Sonnensystemen besteht. Und es gibt wieder Milliarden von Galaxien, die mit Lichtgeschwindigkeit auseinanderdriften. Dieses Universum wird immer größer. In einem gigantischen Prozess hat sich aus den kleinsten Anfängen das heutige Weltall entwickelt. Es ist so groß, dass wir - selbst mit den modernsten Geräten - nur einen kleinen Teil wahrnehmen können, und seine Entwicklung geht in rasendem Tempo weiter. Unsere Erde ist im Kosmos winzig klein, ein Stäubchen im All. Es gibt Teile im Universum, die so weit entfernt sind, dass wir sie mit unseren menschlichen Möglichkeiten nie erreichen werden
Wenn ich eine Telefonverbindung mit der Sonne hätte, würde es 8 Minuten und 20 Sekunden dauern, bis mein Gespräch ankommt und ich müsste dann wieder 8 Minuten und 20 Sekunden warten, bis ich eine Antwort bekomme. Aber wenn wer vom nächstgelegenen Stern anrufen würde, dann würde das Telefon hier auf Erden erst 4 Jahre und 2 Monate später klingeln. Und meine Antwort auf eine Frage würde den Anrufer auf jenem Stern sage und schreibe erst 8 Jahre und 4 Monaten später erreichen. Unvorstellbar große Distanzen!
Und dann stellt man sich die Frage: Wer sind wir Menschen auf diesem kleinen Mini-Kugel Erde? Haben wir in diesem Universum eine Bedeutung? Müssen wir uns da nicht hoffnungslos verloren vorkommen? Wozu sind wir überhaupt da? Welchen Sinn hat unser Menschsein in diesem unermesslichen Universum? Wir tun, als ob wir so wichtig sind, aber in Relation zu diesem Universum sind wir fast nichts.
Und da kommt unser Glaube ins Spiel. „Man kann über Gott nicht richtig denken, wenn man über die Welt verkehrt denkt.“ Wenn ich die Welt so sehe und verstehe, kann ich nur noch staunen: Gott, wie groß bist du, der du das alles ins Leben gerufen hast. Wer bin ich schon vor dir, für dich? Ich bin doch bedeutungslos, ein winzig kleines Wesen, ein Nichts.
Aber da kommt nun die Weihnachtsbotschaft, die sagt: Dieser überwältigend große Gott bleibt nicht abgehoben und letztlich unnahbar, sondern wendet sich uns zu. Er kann sich nicht damit abfinden, dass sein Geschöpf – der Mensch – sich in diesem immensen Universum verloren vorkommt. Er kommt uns entgegen, er spricht uns an in dem Menschen, Jesus von Nazareth, dessen Geburtstag wir jetzt feiern.
In den Worten und in der Lebensweise von Jesus sagt Gott uns seine Liebe zu. Er sieht unsere Not, befreit uns durch Jesus aus einem ziel- und hoffnungslosen Leben, aus dem Gefühl der Verlorenheit. Verbunden mit Jesus, werden wir das wirkliche, erfüllende Leben finden. Unsere Sehnsucht nach einer heileren Welt, die hinter unser aller Sehnsucht nach Weihnachtsstimmung steckt. Jesus ist die Botschaft Gottes an uns. Nicht nur die Botschaft, ja sogar der Weg zu Frieden, Liebe, Gerechtigkeit, zu denen wir von Gott bestimmt sind. Wir sind nicht verloren. Unser Leben, wir selbst, haben Sinn, weil Gott uns liebt.
Das ist die Bedeutung von Weihnachten in unserem neuen, modernen Weltbild. „Man kann über Gott nicht richtig denken, wenn man über die Welt verkehrt denkt.“ Gott hat in diese sich entwickelnde Welt eingegriffen durch Jesus und uns die richtige Richtung gewiesen, uns befreit aus Orientierungslosigkeit auf ein Ziel hin. Deswegen ist Jesus uns so wichtig. Deswegen feiern wir seinen Geburtstag. Weihnachten.